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Dienstag, 14. Februar 2012

#Andy_Warhol auf #ARTE .#Kunst






Fuer den Massenruhm zahlt der Künstler  den Preis, dass er nur oberflaechlich wahrgenommen wird.   Joseph Beuys' Genie auf seine "Fettecke" oder seine vermuellte  Badewanne   zu reduzieren, ist ebenso abwegig wie das Phänomen Andy Warhol mit seinen Siebdrucken "Marilyn Monroe" oder den Campbell-Suppendosen ("Campbell’s Soup Cans") erklären  zu wollen. Beide Künstler verband gegenseitiger Respekt, dem u. a. neun der berühmten Siebdruckportraets Warhols  vom Mann mit dem Schlapphut zu danken ist.
Wenigstens im Fall des Multi-Media -Künstlers  Warhol leistet die 2006 entstandene vierstündige Film-Dokumentation von Ric Burns Wiedergutmachung. (Zu sehen in zwei Teilen auf ARTE am Samstag, 25. Februar, 22 Uhr  und Sonntag,26.Februar, 23,40 Uhr; der Film ist zum Teil synchronisiert,  die vielen Interviews werden in Originalsprache mit deutschen Untertiteln gesendet.)
 Burns  nennt seinen Film "Andy Warhol - The Godfather of Pop", was die Verehrung des Biografen deutlich macht,  wenngleich sich Warhol eher mit dem Leidensmann am Kreuz identifizierte. Er stellte seinen geschundenen Körpern mit den Schussnarben  nach dem Attentat durch eine verwirrte Feministin auch im Film zur Schau. Welche Rolle Religion in der realen und künstlerischen Existenz des Künstlers  spielte, arbeitet Ric Burns in einem, sein 4 Stunden-Epos umspannenden , Bogen heraus. Auf den am 6.August 1928 in Pittsburgh geborenen Sohn armer  Bauern aus Mikova im Nordosten der heutigen Slowakei machten beim sonntäglichen Kirchenbesuch vor allem die Heiligenbilder prägenden  Eindruck. Darauf führt sein Film-Biograf die ikonische Verehrung von Showgroessen wie Marilyn , Liz  Taylor oder Elvis Presley zurück, die sich in der seriellen Vervielfaeltigung der von  Warhol übermalten Porträts aeusserte. Das letzte Werk Warhols im Grossformat entstand auf Grund seiner Auseinandersetzung mit Leonardo da Vincis  Wandgemälde "Das Abendmahl". Der Gemäldezyklus "The Last Supper"  besteht aus über hundert Bildern.

Der Film von Ric Burns wirkt anfangs statisch wie ein  Album mit vielen bisher unveröffentlichten Fotos aus Kindheit und Jugendzeit Warhols. Zahlreiche Interviews, unter anderem mit Warhols Bruder John Warhola ( so hiess die Familie des Künstlers tatsächlich) und dem Dichter und Kulturkritiker Wayne Koestenbaum, liefern nicht nur bisher unbekannte biographische Details, sondern lassen auch viel von der grossen Faszination des genialen Pop Art -Künstlers, Film- und Musikproduzenten auf seine Zeitgenossen  ahnen. Erst im zweiten Teil der Dokumentation, die sich mit Warhols Kunstfabrik in New York, der "Factory", mit ihren "Superstars" wie  dem Model Edie Sedgwick oder dem schönen Joe Dallessandro befasst, beginnen auch die Bilder zu laufen. Als Krimi und verhaeltnismaessig zu ausfuehrlich kommentiert Ric Burns das Schussattentat von Valerie Solanas auf Warhol am 3. Juni 1968, das er schwerverwundet überlebte. Er starb 19 Jahre später, am 22. Februar 1987 nach Komplikationen bei einer Gallenoperation im New York Hospital.
Schon in den frühen 60er Jahren hatte der mit allen Medien experimentierende Warhol festgestellt, dass in Zukunft jeder Mensch  für 15 Minuten berühmt sein werde. Er war nicht nur, wie Burns meint, der größte Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern auch ein kritischer und hellsichtiger Prophet gesellschaftlicher Entwicklungen.

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